Hansueli Schmid

Projektleiter

„Viele reden über BIM, aber nur wenige erkennen die Bedeutung von Produktdaten. Eine nahtlose Zusammenarbeit ist nur möglich, wenn ein gemeinsamer Rahmen für die gesamte Baubranche geschaffen werden kann. Deshalb ist die Einführung datenbasierter Datenstrukturen für die vollständige Interoperabilität von zentraler Bedeutung.“

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Eine gemeinsame digitale Strategie für die holzverarbeitende Industrie in Europa

CEI-Bois entwickelt eine BIM-Plattform mit der Hersteller ihre Daten standardisieren und digitalisieren können

CEI-Bois ist der Verband der europäischen Holzindustrie. Er vertritt 21 europäische und nationale Organisationen und mehr als 180.000 Unternehmen.

Bedarf

Viele Akteure in der Holzindustrie sind kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), deren Digitalisierung unterschiedlich weit vorangeschritten ist. Um seine Mitglieder bei ihren Digitalisierungsbemühungen zu unterstützen, hat CEI-Bois die Notwendigkeit einer gemeinsamen digitalen Strategie erkannt. Diese soll die Einführung eines gemeinsamen Datenmodells für die Digitalisierung von Produktdaten und eines rationalisierten Prozesses für das Produktdatenmanagement ermöglichen.

Herausforderungen

Die Hersteller sind grundsätzlich daran interessiert, ihre Daten in einem strukturierten Format zur Verfügung stellen: Aufgrund fehlender offener Vorlagen müssen sie diese allerdings nach wie vor in unterschiedlichen Formaten und Systemen vorhalten, die einen Datenaustausch erschweren. Einige Hersteller haben damit begonnen, selbst Vorlagen zu entwickeln oder stellen ihre Daten proprietären BIM-Bibliotheken zur Verfügung, wodurch sie von verschiedenen Systemen und Formaten abhängig werden. Da es auf dem Markt keine einheitliche digitale Sprache gibt, verlangen Auftraggeber in der Regel Datenlieferungen in unterschiedlichen Formaten. Die Befriedigung dieser Marktanforderungen kann arbeitsaufwändig, unproduktiv und zeitraubend sein und ist für viele KMUs kaum machbar.

Lösung

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat der Verband CEI-Bois die Initiative TIMBIM ins Leben gerufen, die mit dem Define Datenkatalog wichtige Grundlagen für gemeinsame Datenmodelle schaffen soll. Die Lösung ermöglicht es den Nutzer:innen, ihre Produktvorlagen zu entwickeln, indem sie Merkmale auf der Grundlage allgemeiner Beschreibungen und Verweise auf bestimmte Normen auswählen. Gleichzeitig ermöglicht die Zuordnung von sogenannten GUIDs (Global Unique Identifiers), dass die Informationen von Computern und Algorithmen identifiziert werden können, sobald die Daten mit anderen geteilt und verarbeitet werden. TIMBIM stellt sicher, dass alle Merkmale und Verweisungen auf aktuellen harmonisierten Normen für Bauprodukte (hEN) basieren und den relevanten internationalen Normen für das Datenmanagement entsprechen. Das bedeutet, dass die einzelnen Hersteller keine eigenen Vorlagen mehr entwickeln müssen, sondern die entsprechenden Vorlagen einfach aus der neu entwickelten Plattform auswählen können. Wenn sie die Daten an Händler, BIM-Bibliotheken oder ihre Partner weitergeben möchten, können sie diese bequem und automatisch über einen API-Integrationsdienst bereitstellen.

  • 1. Um die Bestrebungen zur Digitalisierung des europäischen Holzverarbeitungssektors zu lenken, gründen Mitglieder von CEI-Bois aus Schweden, Finnland, Österreich und der Schweiz die Initiative TIMBIM.
  • 2. Die Arbeitsgruppe von TIMBIM erhält Zugang zu verschiedenen Datenvorlagen, die auf den betreffenden harmonisierten europäischen Normen basieren. Die Datenvorlagen werden von der Arbeitsgruppe überprüft, um festzustellen, ob zusätzliche Merkmale zur Beschreibung der verschiedenen Bauobjekte erstellt werden müssen.
  • 3. Während einige der TIMBIM-Mitglieder an der Entwicklung der zusätzlichen Merkmale arbeiten, übernehmen andere die Rolle von Sachverständigen, um die neu erstellten Inhalte gemäß dem in der Norm für miteinander verbundene Datenkataloge EN ISO 23386 beschriebenen Prozess zu validieren und freizugeben.
  • 4. Bislang wurden durch die Zusammenarbeit im Rahmen von TIMBIM zwölf verschiedene Datenvorlagen erstellt. Diese ermöglichen es den Herstellern und anderen Akteuren der Baubranche, zuverlässige, interoperable Daten über verschiedene Holzprodukte zu erfassen und auszutauschen. Die Datenvorlagen wurden auf der Grundlage von sieben verschiedenen harmonisierten Normen entwickelt. Darüber hinaus unterstützt TIMBIM die Integration allgemeiner Merkmale wie Umweltindikatoren nach EN 15804. Diese sind auf alle Baumaterialien anwendbar und ermöglichen eine Bewertung der Umweltauswirkungen eines Gebäudes. Die Arbeitsgruppe hat inzwischen auch Merkmale erarbeitet, die eine Struktur zur Beschreibung von Holzarten auf der Grundlage der Norm EN 350 ermöglicht. Diese werden es den Akteuren ermöglichen, Informationen über die im Handel befindlichen Holzarten bereitzustellen und könnten auf Merkmale ausgeweitet werden, die im Handel mit Pflanzen im Landschafts- und Gartenbau verwendet werden können.
  • 5. Die neu entwickelten Datenvorlagen können nun auf einer speziellen Seite über die Website von CEI-Bois eingesehen und heruntergeladen werden.
  • 6. In einem nächsten Schritt werden die Datenvorlagen auch über einen API-Service zur Verfügung gestellt, der es Organisationen ermöglicht, sie direkt in ihre eigenen digitalen Systeme und Datenbanken zu integrieren.
  • 7. Die TIMBIM Arbeitsgruppe wird ihre Plattform durch die Entwicklung zusätzlicher Datenvorlagen weiter ausbauen.

Erwartete Ergebnisse

Die Datenvorlagen werden bereits von Mitgliedsorganisationen wie Lignum und Swedish Wood eingesetzt, um ihre nationalen Datenbanken weiterzuentwickeln und den Akteuren der Bauindustrie in der Schweiz und in Schweden strukturierte, vergleichbare und vertrauenswürdige Daten zu liefern.

Das Projekt wird die holzverarbeitende Industrie in Europa im internationalen Wettbewerb stärken und stellt ihren Akteuren die Mittel zur Verfügung, die sie für den Übergang in eine digitale und nachhaltige Zukunft benötigen. Durch die Bereitstellung qualitativ hochwertiger, maschinenlesbarer Daten kann die holzverarbeitende Industrie die Vorteile von Holzbauweisen bereits in den frühen Phasen von Entscheidungsprozessen sichtbar machen und mehr Investoren überzeugen.